Du überlegst in den Iran zu reisen und bist Dir unsicher, ob das was für Dich wäre? Ich hoffe, ich kann mit diesem Beitrag eine kleine Entscheidungshilfe geben.
Gruppenreise oder lieber individuell?
Auch wenn ich absolut kein Fan von Gruppenreisen bin — der Iran eignet sich gut hierfür. Die Vorteile liegen natürlich auf der Hand: man muss sich um nichts selber kümmern. Man wird vom Flughafen abgeholt und ins Hotel gebracht und man muss sich keine Gedanken machen, wie man von A nach B kommt.
Es gibt so viele Sehenswürdigkeiten im Iran und manches Mal hätte auch ich mir schon jemanden gewünscht, der mir etwas zu der einen oder anderen Sache sagen kann. Natürlich kann man vieles im Reiseführer oder im Internet nachlesen, die Frage ist, ob man es dann auch wirklich tut bzw. ist es einfach etwas anderes, wenn man etwas von Angesicht zu Angesicht erklärt bekommt. Zudem fallen in Museen oder Palästen die Beschreibungen auf Englisch eher dürftig aus, sofern überhaupt welche vorhanden sind. Wer also in erste Linie kulturinteressiert ist, sollte sich wirklich überlegen eine organisierte Gruppenreise zu machen.
Der Nachteil einer organisierten Gruppenreise ist halt, dass man wohl eher weniger Kontakt zu den Iraner bekommen wird. Oberflächlich vielleicht schon, denn die Iraner freuen sich über Touristen. Aber naturgemäß wird man in Gruppen wohl nicht so schnell angesprochen als wenn man allein oder zu zweit unterwegs ist. Für mich sind es vor allem die Menschen, die den Iran so interessant machen. Die Freundlichkeit und Offenheit der Iraner waren für mich das Highlight meiner Reise!
Aber ich will nichts beschönigen. Ich fand es zwar wirklich einfach mich im Iran zurechtzufinden, aber als Einsteigerland eignet es sich nicht wirklich. Es gibt zwar einige Hostels und der Tourismus scheint langsam zu boomen, aber er steckt dennoch in den Kinderschuhen. Über Englischkenntnisse sollte man natürlich auch verfügen, auch wenn ich einige Iraner getroffen habe, die ganz passables Deutsch konnten. In den Städten — bis auf Teheran — habe ich mich schnell zurecht gefunden, auch Dank der Iraner. Denn sobald man mal in seine Karte schaut, wird man direkt angesprochen und man wird versuchen, Dir zu helfen. Teheran ist eine Sache für sich, der Süden und das Zentrum sind einfach superbusy und es macht bei den Menschen– und Automassen keinen Spaß die Stadt für sich zu entdecken. Aber so erging es mir wirklich nur in Teheran.
Auch zum allein reisen finde ich den Iran super. Als Frau hatte ich nicht eine einzige Situation, in der mich unsicher gefühlt hätte. Zudem ist man natürlich nur so lange allein, wie man allein sein möchte. Man kommt schnell in Kontakt mit den anderen wenigen Backpacker, und wenn nicht mit denen, dann mit den Iranern selbst.
Unterkünfte
Wir hatten im Vorfeld schon das eine oder andere Hotel gebucht, weil man eigentlich sämtliche Hotelreservierung vorlegen muss, wenn man ein Visum beantragt. Aber wir sind auch spontan in Hotels gegangen und es war nie ein Problem.
Teheran: Golestan Hotel

Golestan Hotel
Das Hotel liegt zentral nur wenige Meter von der UBahnhaltestelle Moniriyeh entfernt, allerdings an einer großen Straße. Wer einen leichten Schlaf hat, wird sich hier vielleicht nicht so wohl fühlen. Das Zimmer ist ok, es ist sauber, aber man darf wirklich nicht zu viel erwarten. Das Personal ist superlieb und hilft, wo es nur kann. Man kann auch einen Airport Pick up buchen für 25 USD, was ein fairer Preis ist, denn der Flughafen liegt schon ziemlich weit außerhalb der Stadt.
Nächstes Mal würde ich aber doch eher ein Hotel im Norden von Teheran buchen. Dort sind die Preise zwar deutlich teurer, aber der Norden ist einfach nicht so hektisch und chaotisch wie das Zentrum. Durch die U-Bahn hat man ohnehin eine gute Anbindung zu den Sehenswürdigkeiten im Süden bzw. im Zentrum.
Preis: 53 USD im Doppelzimmer/36 USD im Einzelzimmer inkl. Frühstück und WLAN
Isfahan: Iran Hotel
Wie auch im Gollestan, die Zimmer sind sauber, aber erwarte bloß keinen Luxus (auch wenn man das beim betreten der Lobby denken könnte). Wir hatten hier keine Toilette, wie wir sie kennen, sondern eine Hocktoilette (ist das richtige Bezeichnung auf Deutsch?). Kann man sich dran gewöhnen, mir sind dennoch unsere Toiletten lieber 😉
Auch hier war das Personal sehr nett und hilfsbereit. Die Lage ist gut: in zehn Minuten ist man auf dem Meidam-e-Eman-Platz oder an der großen Moschee. Das Frühstück fällt hier allerdings etwas dürftiger aus als sonst wo, aber das Frühstück im Iran ist grundsätzlich nicht so üppig.
Preis: 46 USD im Doppelzimmer/38 USD im Einzelzimmer inkl. Frühstück (WLAN gibt es kostenfrei in der Lobby)
Shiraz: Sasan Hotel
Das Sasan Hotel liegt dort, wo wohl die meisten Hotels in Shiraz angesiedelt sind, nämlich in eine der vielen Seitenstraßen, die vom Zand Boulevard abgehen. Das Hotel war bis dahin das schönste von allen, alles sah sehr neuwertig aus. Minuspunkte gibt es allerdings für das schlechte Internet, was es sowieso nur eine Stunde gratis gab und das nur semi-freundliche Personal. Das Frühstück ist vergleichbar mit dem im Iran Hotel (Isfahan).
Preis: 42 USD im Doppelzimmer/28,50 USD im Einzelzimmer inkl. Frühstück und einer Stunde schlechter WLAN-Verbindung
Yazd
Jeder Backpacker will wohl ins Silk Road Hotel und das nicht nur, weil es im Lonely Planet so angepriesen wird. Die Eigentümer haben sich wirklich was bei dem Konzept ihres Hotels/Hostels gedacht. Die Zimmer sind in einem wunderschönen, relativ kühlen, da schattigen Innenhof gelegen. Im Innenhof selbst wird auch noch ein Restaurant betrieben, was leckere und günstige Speisen anbietet. Eine Reservierung ist hier unbedingt notwendig. Ich hatte das Gefühl, dass jeder abgewiesen wird, der keine Buchung vorweisen konnte. Und das, obwohl offensichtlich mehr als genügend Zimmer frei waren.
Das Frühstück kann sich im Silk Road sehen lassen, ein für iranische Verhältnisse üppiges Büffet mit richtigem Kaffee und Toastbrot, welches man toasten konnte — was für ein Genuss!
Preis: 50 USD im Doppelzimmer/32 USD im Einzelzimmer inkl. Frühstück und WLAN
Farzahad: Bar Andaz Lodge
Wer die lange Strecke von Isfahan oder Yazd in die Wüste auf sich nehmen möchte, wird mit der wunderschönen, familiengeführten Lodge Bar Andaz belohnt. Zunächst muss man in die Stadt Khoor oder Kur fahren. Von dort aus nimmt man ein Taxi nach Farzahad. Auf Nachfrage kann das aber auch von der Lodge aus organisiert werden.
Die Familie Tabatabai tut alles, damit sich ihre Gäste wohlfühlen. In der Regel bucht man Vollpension, also drei Mahlzeiten am Tag. Es geht wohl auch nur mit Frühstück, da das Örtchen aber nichts weiter an Verpflegungsmöglichkeiten zu bieten hat, wäre das Quatsch.

Mein Zimmer in der Bar Andaz Lodge
Das Essen war das beste, was mir im Iran auf dem Tisch kam. Alles wird frisch zubereitet und man bekommt weit mehr als man essen kann. Nur an den Kameljoghurt-Drink konnte ich mich nicht gewöhnen — das schmeckte mir zu ranzig.
Die Zimmer sind sehr einfach gehalten, es gibt keine Möbel und das Badezimmer teilt man sich mit anderen Gästen. Für die Nacht legt man eine Art Matratze aus und schläft drauf. Das ist zwar hart, aber das mir lieber als zu weich und ich konnte wunderbar drauf schlafen.
Preis: 35 USD pro Person inkl. drei Mahlzeiten am Tag. Wüstentouren kosten extra (ca. 10 USD pro Person). Internet gibt es keines.
Von A nach B kommen
Ob Bus, Bahn oder Flug, man geht entweder in ein Reisebüro oder lässt im Hotel alles buchen. Grundsätzlich gilt, dass das Reisen an sich sehr günstig ist.
Mit dem Bus unterwegs
Der Bus ist wohl das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel. Es gibt hier zwei Klassen: VIP und mahmoody. Die Busse, die die großen Städte miteinander verbinden, sind äußerst bequem — zumindest die VIP-Busse. Eigentlich bin ich kein Fan von langen Busfahrten, aber bis auf die Strecke von Yazd nach Khoor war es wirklich immer recht gemütlich. Aber auf dieser Strecke fuhr auch ein Bus, in einem ziemlich schlechten Zustand und alles andere als komfortabel war. Während der Fahrten mit den VIP-Bussen gibt es meist einen kleinen Snack und Tee oder Wasser dazu.
Kostenpunkt: Je nach Strecke zwischen 10 – 15 Euro.
Zug
Ich habe den Zug nur ein einziges Mal genutzt, nämlich den Nachtzug von Teheran nach Isfahan. Die Strecke dauerte knapp acht Stunden. Wir hatten ein Ticket in der ersten Klasse gebucht und waren allein im Viererabteil. Die Sitze konnte man zu Liegen umfunktionieren. Der Zugsteward war sehr nett und zuvorkommen, ebenso der Schaffner, der auf Deutsch nach unserem Ticket fragte (das waren aber auch die einzigen deutschen Worte, die er konnte). An sich war es bequem, allerdings sind wir nachts immer wieder wach geworden, weil es recht frisch war. Man konnte zwar die Klimaanlage bis zu einem gewissen Grad selbst einstellen, aber es war dennoch etwas zu kalt für uns.
Kostenpunkt: Strecke Teheran — Isfahan 8,40 Euro.
Flieger
Wie erwähnt, bin ich ja kein großer Bus-Fan und wollte deshalb die längste meiner Strecken, nämlich die von Isfahan nach Shiraz, mit dem Flieger zurücklegen. Es gibt vier oder fünf iranische Fluggesellschaften. Unser Flug wurde von Iran Air durchgeführt. Check-In ging zügig und auf dem knapp einstündigen Flug wurde sogar ein warmes Essen angeboten, welches für ein Flugzeugessen gar nicht mal so übel war.
Kostenpunkt: Strecke Isfahan — Shiraz 32 Euro.
Die Währung
Du wolltest schon immer mal ein paar Millionen in der Hand halten? Kein Problem! 38.000 Rial sind ein Euro. Wenn man also ein paar Hundert Euro umtauscht, ist man schnell Millionär, leider nur Rial-Millionär.

15 Mio. in der Hand — leider nur Rial…
Was die ganze Sache etwas kompliziert macht bei der Umrechnung ist der Tuman. 1 Tuman sind 10 Rial. Da man anfangs noch kein Gefühl hat für die Preise, weiß man meist nicht, ob Tuman oder Rial gemeint sind. Und das macht schon einen Unterschied aus! Am besten, man fragt immer nach. Zugegeben, erst nach ca. einer Woche hatte ich den Dreh mit Tuman und Rial so richtig raus.
Wechseln kann das Geld in jeder größeren Stadt. Die Hotels wechseln ebenfalls meistens, allerdings zu einem schlechteren Kurs. Auch bezahlen kann man in den meisten Hotels mit USD oder Euro.
Die Sache mit den Kreditkarten
Kredit– oder EC-Karten kannst Du getrost zu Hause lassen, Du wirst damit weder irgendwo bezahlen noch Geld abheben können. Der Iran ist vom internationalen Zahlungsverkehr immer noch abgeschnitten. Das mag sich sicherlich angesichts der neuesten politischen Entwicklungen ändern, aber momentan (Oktober 2015) ist es eben noch so. Also unbedingt genug Bargeld mitnehmen!
Das Essen

Für mich das leckerste iranische Gericht — hab aber leider den Namen nicht parat
Zugegeben, ich habe schon besser gegessen als im Iran. Die Auswahl an Speisen in den Restaurants ist eher mau, meist gibt es Fast Food und/oder Kebab. Eine Ausnahme war das Restaurant im Silk Road Hotel in Yazd. Die Barley Soup dort ist ein Träumchen!

Kameljoghurt mit Gurken, Dill und Minze
Wie bereits erwähnt, habe ich am besten bei den Tabatabais in ihrer Lodge gegessen. Ich kann mich leider nicht erinnern, wie die Gerichte hießen, obwohl ich jedes Mal nachgefragt hatte (ich hätte sie mir aufschreiben sollen). Alles war frisch und sehr abwechslungsreich. Allein des Essens wegen würde ich sofort wieder dort hin fahren 😉
Alkohol
… ist offiziell streng verboten. Man wird ihn auch nicht im Restaurant oder in sonstigen öffentlichen Bereichen bekommen. Es gibt einige alkoholfreie Biere, teils auch importiert. Wir sind allerdings auf Malzbier umgestiegen, was etwas anders schmeckt als unser Malzbier, und sehr lecker ist.
Kommt man privat unter, scheint es zum guten Ton zu gehören, dass man seinen Gästen Alkohol anbietet. Mir wurde selbst Wodka angeboten, aber ich habe gehört, dass Pflaumenschnaps auch sehr beliebt sei.
Kleiderordnung
Die Männer haben es hier einfach: Lange Hose und T-Shirt — fertisch.
Wir Frauen müssen uns eher umstellen. Eine lange Hose oder Leggins, als Oberteil sollte man eine Bluse oder ein Cardigan tragen, der den Hintern vollständig bedeckt. Das ganze sollte nicht zu figurbetont ausfallen. Früher wurde geraten, auch zusätzlich noch einen Mantel zu tragen, aber das halte ich nicht für notwendig — zumindest nicht, wenn man nicht in irgendwelchen abgelegenen Dörfer unterwegs ist.

Mein Outfit, lose Bluse, leichte Stoffhose oder Leggins und Kopftuch
Kopftuch tragen ist als Frau Pflicht, allerdings wird es zumindest von den jüngeren und liberalen Frauen nicht ganz so genau genommen. Oft haben diese nur den Hinterkopf bedeckt. Man kann das Kopftuch also ruhig locker auf dem Kopf tragen, Haare dürfen gern zu sehen sein (nur eben nicht die gesamte Haarpracht). Als Ausländerin wird man sowieso kaum Probleme bekommen, aber ich zog es vor, es nicht zu übertreiben und eher bei meinem losen Kleidungsstil zu bleiben.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein paar Tipps für Deinen Irantrip geben. Bitte lass es mich wissen, wenn Du weitere Infos brauchst oder ich zu einem bestimmten Thema mehr eingehen sollte. Ich habe den Iran als ganz wunderbares Reiseland kennengelernt!
Super Blogpost, liebe Dörte!!! Sehr nützliche Infos und tolle Fotos. Mit welcher Airline bist du inländisch geflogen? Ach und der letzte Satz ist leider unvollständig. 😉
Mach weiter so und pass auf dich auf. Viel Spaß in Bangkok und auf der Insel.
LG Verena
Ups, was ist denn da mit dem letzten Satz passiert? War wohl wieder das Internet alle 😀
Ich bin mit Iran Air geflogen, das füge ich gleich noch mit hinzu, denn das ist ja nicht ganz unwichtig.
Viele liebe Grüße aus dem schwül-heißen Bangkok,
Dörte