Isfahan, Shiraz und Yazd

Tou­ris­ten­ma­gnet Isfahan

Mit dem Nacht­zug geht es von Tehe­ran wei­ter zum wohl tou­ris­tisch bedeut­sams­ten Ort im Iran. Hier sieht man rela­tiv viele Rei­sende, aller­dings ist ein Groß­teil davon in Grup­pen­rei­sen orga­ni­siert. Recht viele Chi­ne­sen (in China sind grad irgend­wel­che Fei­er­tage, wes­halb die Zeit genutzt wird um zu ver­rei­sen) trifft man an und ein paar wenige west­li­che Indi­vi­du­al­rei­sende. In Isfa­han blei­ben wir drei Tage, aber man könnte es auch gut und gern noch län­ger dort aus­hal­ten, denn Isfa­han hat wirk­lich eine Menge Sehens­wür­dig­kei­ten. Ange­fan­gen vom zweit­größ­ten bebau­ten Platz der Welt, dem Imam-Platz, über wun­der­schöne, rie­sige Moscheen, die teil­weise zum Unesco Welt­kul­tur­erbe gehö­ren, bis hin zu alten Brü­cken, die über das aus­ge­trock­nete Fluss­bett füh­ren. Dass der Fluss kein Was­ser mehr hat, ist men­schen­ver­schul­det, es wird für die Indus­trie benö­tigt. Als hier noch Was­ser floss, müs­sen die Brü­cken um eini­ges beein­dru­cken­der gewirkt haben.

Der Basar in Isfa­han ist wun­der­schön und wir ver­lie­ren in den vie­len Gas­sen das Zeitgefühl.

Wir ler­nen Marc und Alex ken­nen, zwei Brü­der, die mit ihrem Motor­rad von Deutsch­land aus unter­wegs sind. Mit den bei­den erkun­den wir das arme­ni­sche Vier­tel der Stadt. Hier ste­hen kunst­voll ver­zierte Kir­chen und es gibt ein Museum über die Geschichte der Arme­nier. Unser per­sön­li­ches High­light ist aller­dings ein klei­nes, schö­nes Cafés mit rich­ti­gem Kaf­fee (kein Instantzeugs!).

Shiraz

Im Flie­ger nach Shiraz ler­nen wir Herrn Bag­haei ken­nen. Er war jah­re­lang in Deutsch­land als Inge­nieur tätig und lebt seit eini­gen Jah­ren wie­der in sei­ner Hei­mat. Da er seine Kin­der zum Stu­dium ins Aus­land schi­cken möchte, bes­sert er seine Rente auf indem er als Rei­se­lei­ter für deut­sche Rei­se­grup­pen tätig ist. Er bie­tet uns an, dass er und seine Söhne uns ins Hotel brin­gen. Neben einer klei­nen Stadt­rund­fahrt, in der Herr Bag­haei uns viel über die Stadt erzählt, lässt er uns auch wis­sen, dass seine Kin­der gezwun­gen seien, ins Aus­land zu gehen. Sein ältes­ter Sohn hat sei­nen Bache­lor in der Tasche und hofft nun auf einen Stu­di­en­platz in den USA um sei­nen Mas­ter machen zu kön­nen. Es gefällt ihm nicht, dass so viele junge Leute ihr Glück außer­halb des Irans suchen. Er weiß, was das für das Land auf lange Sicht bedeu­tet. Aber er fragt mich: „Was sol­len sie denn tun, wenn es hier keine Arbeit und keine Per­spek­tive gibt?“ Die größte Sorge für die Eltern sei es, dass ihre Kin­der keine Arbeit fin­den. Herr Bag­haei gibt uns noch Restau­rant­tipps und ver­rät uns wo man beson­ders gut shop­pen kann. Er drückt mir seine Visi­ten­karte in die Hand und besteht dar­auf ihn jeder­zeit zu kon­tak­tie­ren, soll­ten wir je irgend­wel­che Pro­bleme im Iran bekommen.

Am nächs­ten Tag machen wir uns auf, um Shiraz zu Fuß zu ent­de­cken. Einer der wich­tigs­ten Anlauf­punkte ist das Mau­so­leum Aramgah-e Shah-e Gheragh. Als eine der hei­ligs­ten Stät­ten im Iran dür­fen Frauen ohne ent­spre­chende Klei­dung das Mau­so­leum nicht betre­ten, unsere All­tags­klei­dung die aus lan­ger Hose oder Leggins, lan­ger Bluse und Kopf­tuch besteht, ist nicht aus­rei­chend. Des­halb wird uns am Ein­gang ein Tscha­dor gereicht, wel­cher sonst von eher kon­ser­va­ti­ven oder streng­gläu­bi­gen Ira­ne­rin­nen getra­gen wird. Zumin­dest von der jün­ge­ren und west­lich ori­en­tier­ten Gene­ra­tion wird er gemie­den. Mit einer Hand muss man den Tscha­dor zuhal­ten, mit der ande­ren Hand halte ich meine Kamera. Wenn ich Bil­der machen möchte, muss ich auf­pas­sen, wie mein Tscha­dor fällt. Gar nicht so ein­fach und die Hitze unter dem Tscha­dor ist vor allem in der pral­len Mit­tags­sonne fast uner­träg­lich.
Im Mau­so­leum tref­fen wir eine deut­sche Rei­se­gruppe und der Rei­se­lei­ter namens Gha­sem, der wie Herr Bag­haei eben­falls per­fekt deutsch spricht, lädt uns ein, an einer Mau­so­le­ums­füh­rung teil­zu­neh­men. Die Gebets­räume sind mit unzäh­lig vie­len klei­nen Spie­gel­teil­chen ver­ziert, was ein­fach über­wäl­ti­gend wirkt. Viele Gläu­bige sit­zen auf den Tep­pi­chen und beten oder sie berüh­ren den Schrein. Bis­her war der Besuch in die­sem Mau­so­leum das beein­dru­ckendste auf mei­ner bis­he­ri­gen Iran­reise.
Natür­lich gibt auch Gha­sem uns seine Visi­ten­karte und wir müs­sen ihm ver­spre­chen ihn anzu­ru­fen, soll­ten wir irgend­wann mal nicht wei­ter­wis­sen oder sons­tige Pro­bleme im Iran haben.

Auf dem Weg zurück ins Hotel tref­fen wir auf eine Gruppe jun­ger Frauen mit ihren Kin­dern. Bevor ich weiß was los ist, wird mir ein Baby in die Hand gedrückt. Die Smart­pho­nes wer­den gezückt und ich muss als Foto-Objekt mit­samt Baby her­hal­ten. Auch nach der Foto­ses­sion laufe ich mit dem Baby in den Armen mit den Frauen noch einige Hun­dert Meter. Sie kön­nen kein Eng­lisch, aber plap­pern die ganze Zeit in Farsi auf mich ein. Ich bin nur froh, dass das Baby, ein zucker­sü­ßes Mäd­chen, davon nichts mit­be­kommt, es schläft tief und fest.
Shiraz gilt als sehr libe­rale Stadt und das sieht man über­all. Die jun­gen Frauen hier sind sehr modisch und fast sexy geklei­det — natür­lich nur so weit es die Klei­der­ord­nung erlaubt. Weite Män­tel oder Blu­sen schei­nen tabu, statt­des­sen sieht man sehr figur­be­tonte Klei­dung. Das Kopf­tuch bedeckt nur noch einen Bruch­teil des Kop­fes. Es dient hier eher als Acces­soire und man erkennt fast voll­stän­dig die auf­wen­dig gestylte Haar­pracht. Ich fühle mich in mei­nen lan­gen, wei­ten Blu­sen, die ich mir extra ein paar Num­mern zu groß gekauft habe, als würde ich einen Kar­tof­fel­sack tragen.

Die Wüs­ten­stadt Yazd

In Shiraz tren­nen sich die Wege von mei­ner Rei­se­be­glei­tung und mir. Maja möchte zurück nach Isfa­han, mich zieht es wei­ter nach Zen­tra­li­ran in die Stadt Yazd. Von nun an bin ich allein unter­wegs. Aber ich habe von Anfang an gemerkt, dass das kein Pro­blem dar­stellt. Ich sitze allein am Bus­bahn­hof in Shiraz und warte auf den Bus nach Yazd. In die­sen paar Minu­ten werde ich unzäh­lige Male ange­spro­chen, ob ich bei irgend­et­was Hilfe bräuchte. Andere tre­ten an mich heran und nach einem Lächeln und dem ein­lei­ten­den „Wel­come to Iran“ fra­gen sie, ob sie mit mir Eng­lisch üben kön­nen. Im Bus lerne ich dann Sadiye ken­nen, die mir wäh­rend der Fahrt von ihrem Leben erzählt. Sie stu­diert den Koran in Yazd und ist sehr gläu­big. Sie möchte wis­sen, wie Chris­ten in Deutsch­land leben und stellt mir viele Fra­gen über mein Leben. Mit ihr ver­geht die knapp acht­stün­dige Fahrt (inkl. Panne) wie im Flug.

In Yazd treffe ich Marc und Alex wie­der. Zusam­men mit den bei­den geht’s auf Sight­see­ing­tour. Yazd ist im Gegen­satz zu den ande­ren Städ­ten fast ruhig, selbst der Ver­kehr scheint nicht ganz so chao­tisch. Unser Hotel ist das Silk Road Hotel und jeder Back­pa­cker möchte dort unter­kom­men. Zu Recht, die Zim­mer sind in einem wun­der­schö­nen, begrün­ten Innen­hof gele­gen, in dem man wun­der­bar rum­gam­meln kann.

Da Yazd in der Wüste liegt, wurde die Was­ser­ver­sor­gung frü­her mit­tels Qana­ten sicher­ge­stellt. Qanate stel­len man­cher­orts noch heute die Was­ser­ver­sor­gung in tro­cke­nen Gebie­ten sicher. Dabei wird Frisch­was­ser aus den Ber­gen gewon­nen und in unter­ir­di­sche Kanäle gelei­tet. Wie das genau funk­tio­niert, sehen wir hier im hie­si­gen Qanaten-Museum. Schon sehr beein­dru­ckend, vor allem, wenn man bedenkt, was da an Arbeit drin steckt. Der Gar­ten oder Park der Stadt haut uns aller­dings nicht so vom Hocker. Aber natür­lich muss man auch beden­ken, dass es sich hier um eine Wüs­ten­stadt han­delt und die Gär­ten hier nicht unse­ren ver­gli­chen wer­den kön­nen. Am Abend sit­zen wir in einem Restau­rant auf einer Dach­ter­rasse, in dem man einige Tou­ris­ten, aber auch viele junge Ira­ner trifft. Shi­sha rau­chend und Malz­bier trin­kend (Alko­hol ist hier streng ver­bo­ten) habe ich das erste Mal das Gefühl, nicht im Iran zu sein, so ent­spannt ist die Atmo­sphäre dort.

Ich werde noch ein oder zwei Tage hier blei­ben, danach wird es Rich­tung Tehe­ran mit einem Zwi­schen­stopp in Kas­han geben. In einer Woche geht mein Flie­ger nach Bang­kok. Auch wenn mir das noch wie eine Ewig­keit vor­kommt und ich mich hier rundum wohl fühle, freue ich mich schon sehr auf Bangkok.

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Hallo, ich bin Dörte und kann vom Reisen gar nicht genug bekommen. Hier auf diesem Blog berichte ich über meine neuesten Abenteuer. Ich freue mich, dass Du vorbeischaust und lade Dich ein, mich weiter zu begleiten.

8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. hey Dörte, habe ges­tern *Taxi Tehe­ran* geschaut und an dich gedacht. wün­sche dir noch eine tolle Zeit dort. viele Grüße!

    • Hey Steffi,

      den Film wollte ich mir eigent­lich noch vor der Abreise anse­hen, hab’s aber lei­der nicht mehr geschafft. Das wird aber auf jeden Fall noch nachgeholt!

      Ganz viele Grüße,
      Dörte

  2. Hey Dörte,
    ich freue mich sehr für Dich, dass Du gut ange­kom­men bist und schon so viele nette Leute getrof­fen hast. Die Bil­der vom Mau­so­leum sind echt beeindruckend.…wie muss es erst “in echt” aus­se­hen. :-)
    Danke Dir auf jeden Fall, dass Du uns mit­nimmst auf Deine Reise und Deine Erleb­nisse und Ein­drü­cke mit uns teilst. So sind wir alle mit dabei! :-)
    Wün­sche Dir noch viel Spaß im Iran und einen guten Flug nach Bang­kok!
    Pass auf Dich auf und genieße die Zeit!
    Fühl Dich gedrückt, LG Kristina

    • Hey Kris­tina,

      sorry, dass ich jetzt erst ant­worte. Das Inter­net im Iran hat nicht so mit­ge­spielt.
      Das Mau­so­leum in Shiraz fand ich mit am beein­dru­ckends­ten im Iran. Die vie­len klei­nen Spie­gel­teil­chen per Foto ein­zu­fan­gen ist wirk­lich nicht mög­lich. Das war ein­fach wunderschön!

      Heute Mor­gen bin ich in Bang­kok gelan­det und freue mich auf die nächs­ten Aben­teuer. Ich gucke mal, dass ich die Tage noch was über meine rest­li­che Zeit im Iran schreibe.

      Ich drück Dich! Viele liebe Grüße,

      Dörte

  3. Liebe Dörte, das sind ganz wun­der­bare Berichte und Bil­der. Das Mau­so­leum sieht gran­dios aus, aber auch die Moscheen und der Basar. Und das Hotel ist ja auch ein Traum. Ich fände es schön, wenn du immer deine Unter­kunft nennst und wie sie ist. Viel­leicht reist ja doch die eine oder andere von uns mal in den Iran. Ansons­ten toll geschrie­ben und super, dass du so nette Leute unter­wegs ken­nen­lernst. Ich bin fast nei­disch. :) Ich wün­sche dir noch ein paar wei­tere schöne Erleb­nisse im Iran! Liebe Grüße, Verena.

    • Hey Verena,

      danke und Deine Idee mit den Hotels ist wirk­lich gut, so ein­fach ist das ja hier teil­weise nicht! Das werde ich mor­gen gleich nachholen.

      Viele Grüße aus Yazd,

      Dörte

    • Hey Uwe,

      danke! Ich bin heil­froh, dass ich über­haupt ein paar Bil­der hoch­la­den konnte.
      Danke auch fürs weiterleiten.

      Viele Grüße nach Norwegen,

      Dörte :)

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